01.10.2000 - 30.11.2000
ZWISCHENEXISTENZEN: OBJEKTE AUS GLAS

Bernhard Huber

Oktober – November 2000 (Doppelseite)

BERNHARD HUBER (* 1964) // „Umso schöner ein Medium ist, desto zurückhaltender und strenger muss man damit umgehen.“ Der Esslinger Künstler Bernhard Huber muss es wissen, denn er arbeitet mit einem der schönsten und filigransten Materialien: Das zentrale Material in seinem Werk ist Glas. Als Maler und Glaskünstler gestaltet er Kirchenfenster, realisiert Installationen in Gebäuden und Skulpturen im öffentlichen Raum. Auch im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim hatte Bernhard Huber Ende der 1990er Jahre mehrere Räume gestaltet, etwa die Fenster der Klinikkapelle. Aus dieser Zusammenarbeit ging im Oktober 2000 eine Premiere hervor: die erste von vier Gemeinschaftsausstellungen des Caritas-Krankenhauses mit der FabrikGalerie. Mit Bernhard Huber präsentierte die Doppelausstellung in Bad Mergentheim und Lauda-Königshofen das Werk eines Künstlers, der sich seit Beginn seiner freischaffenden Arbeit in den 1990er Jahren zu einem der wegweisenden Erneuerer der Glaskunst entwickelt hat.

Bernhard Hubers Drang zur künstlerischen Innovation machte sich bereits während seines Studiums an der Kunstakademie Stuttgart bemerkbar. Immer mehr empfand der Student der Malerei und Glasgestaltung die traditionellen Techniken als Einschränkung. Vor allem das Verfahren der Bleiverglasung mit den charakteristischen Bleistegen zwischen den Glasstücken engte ihn ein. Bernhard Huber begann mit sogenanntem Floatglas zu experimentieren. Bei diesem Verfahren werden Farben direkt auf industriell hergestellte Glasplatten aufgetragen. Mit Pinsel, Spritzpistole oder per Siebdruck bringt Bernhard Huber die Schmelzfarben auf die Innen- oder Außenseiten mehrerer Glasschichten auf, ergänzt durch Sandstrahlen oder Ätzen. In einem abschließenden Vorgang werden die Farben in Industrieöfen in die Glasscheiben gebrannt und verschmelzen mit dem Trägerglas.

Durch dieses Verfahren weisen die Arbeiten von Bernhard Huber eine spannungsvolle Vielschichtigkeit auf. Aufgrund der verschiedenen Ebenen scheinen die farbigen Flächen aus unterschiedlichen Tiefen des Glases zu kommen. Der Betrachter wiederum wird gleichsam körperlich in das Kunstwerk hineingezogen. Denn je nach Lichtverhältnis spiegeln sich Raum und Betrachter als Abbild im Bild. Als Bernhard Huber im Herbst 2000 in Bad Mergentheim und Lauda-Königshofen ausstellte, waren seine mehrdimensionalen Erkundungen der Floatglas-Technik anhand früher Arbeiten erlebbar: großformatige abstrakte Glasgemälde in strenger Gestaltung und leuchtend klaren Farben. Seitdem hat Bernhard Huber vor allem im Architekturbereich eine Vielzahl von teils monumentalen Projekten verwirklicht.