01.12.2004 - 31.12.2004
IN DEN INNEREN GARTEN GEHEN

Mario Urlaß

Dezember 2004 – Januar 2005 (Doppelseite / Vernissage)

MARIO URLASS (* 1966) // Die Ausstellung zum Abschluss des Galeriejahres 2004 lud ein zu einem außerordentlichen Gartenrundgang zwischen Kunst und Natur. „In den inneren Garten gehen“ hatte der Künstler und Pädagogikprofessor Mario Urlaß die Schau übertitelt – und in seinem künstlichen Biotop fanden die 120 Gäste der Dezember-Vernissage Erstaunliches vor: Organpflanzen, Vegetabilien und andere seltsame Gebilde; mal monströs wuchernd und verstörend, mal poetisch und zart.

Mario Urlaß kreiert Metamorphosen von Urformen der Tier- und Pflanzenwelt. Sein Atelier in Wiesloch ist sozusagen ein Labor, in dem Prototypen entstehen. Hier wird Entdecktes und Bekanntes aus der Natur gekreuzt mit Um- und Überformungen durch den Menschen. Die Auslöser für seine Malerei und Objektkunst findet Mario Urlaß in naturwissenschaftlichen Abhandlungen, biologischen Illustrationen und Fragmenten aus dem Bestand der Natur. In seinem Atelier gibt es eine Wunderkammer mit eigentümlichen Objekten, die ihn inspirieren. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind Hybride wie überdimensionale Weintrauben aus Schweineblasen (die „Schweintrauben“), kugelige Korallen aus Hühnerfüßen oder Pilze, die in der Detailsicht zu schrundigen Himmelskörpern werden. Der „Zugriff auf stets neue Erkenntnisse aus der Naturwissenschaft, auf die damit stattfindende Enträtselung der Welt“ reize ihn zu Adaptionen und Transformationen, sagt Mario Urlaß. Seine künstlerische Antwort auf diese Enträtselung besteht darin, neue Rätsel zu schaffen und „dem Rest von Geheimnissen hinter dem Geklärten und wissenschaftlich Abgesicherten nachzuspüren“.

Neben seiner freien Kunst arbeitet Mario Urlaß seit 2003 als Professor für Kunst und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Der Werdegang des gebürtigen Zwickauers begann in den 1980er Jahren am Institut für Lehrerbildung Auerbach mit der Ausbildung als Kunsterzieher. Anschließend studierte er Kunstpädagogik in Leipzig, gab Unterricht an Grundschulen und lehrte an Hochschulen. Seine Schwerpunkte in der Forschung und Lehre liegen in der künstlerischen Bildung im Primarbereich. Hier plädiert Mario Urlaß für einen Unterricht, der Kinder an individuelle Formen künstlerischen Denkens und Handelns heranführt, statt sie einer „Nachahmungsdidaktik“ zu überlassen. Wie in seiner freien Kunst arbeitet Mario Urlaß übrigens auch als Hochschulprofessor erfolgreich mit Hybriden: 2020 wurde er für eine Lehrveranstaltung im Corona-Semester ausgezeichnet, die Online-Konferenzen, Videos, Briefaktionen und künstlerische Inszenierungen mit einer digitalen Vernissage kombinierte.