11.10.2007 - 30.11.2007
HOLZSCHNITTE MIT HOHER AUSDRUCKSKRAFT - UND NOCH MEHR

Walter Habdank

Oktober – November 2007 (Doppelseite)

WALTER HABDANK (* 1930, † 2001) // Eine Retrospektive mit Arbeiten des Künstlers Walter Habdank zeigte die FabrikGalerie im Herbst 2007. Die Schau war die vierte Gemeinschaftsausstellung mit dem Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim. Im Zusammenspiel ermöglichten die Ausstellungen einen umfassenden Einblick in das Œuvre des Künstlers. Holzschnitte von Walter Habdank waren im Caritas-Krankenhaus zu sehen. Die FabrikGalerie präsentierte Ausschnitte des Frühwerks mit Landschaftsgemälden, Porträts und Stadtszenen sowie Aquarelle aus der späten Schaffensphase.

Das Gesamtwerk von Walter Habdank ist untrennbar verbunden mit den Erzählungen der Bibel. Wie kein anderer zeitgenössischer Künstler verarbeitete er biblische Themen und hat, wie es der Theologe Thomas Wigant formuliert, durch sein Werk „die Sinne geöffnet für diese Welt und die andere, die unserem simplen Blick entzogen ist“. Walter Habdank stellte das Menschsein dar, indem er den Blick auf Extremzustände legte. Zwischen Freude und Schmerz, Geborgenheit und Verlassenheit balanciert der Mensch in vielen seiner Arbeiten. Immer wieder drückte der Künstler diesen Balanceakt in Sinnbildern und Gleichnissen mythologischen oder biblischen Ursprungs aus.

Walter Habdank war gebürtiger Schweinfurter und stammte aus einem evangelischen Elternhaus. Sein Vater war Diakon, gemeinsam leiteten die Eltern ein Heim für schwer erziehbare Kinder, in dem der Sohn der Familie mit aufgezogen wurde. Den Nonkonformismus, den der junge Walter Habdank in diesem Umfeld erlebte, sollte ihn zeitlebens prägen. Nachdem die Nationalsozialisten das Kinderheim geschlossen hatten, zog die Familie 1940 nach München. Dort besuchte Walter Habdank ein humanistisches Gymnasium, sein künstlerisches Talent wurde erkannt und gefördert.

Nach dem Krieg studierte er Malerei und Grafik an der Münchner Kunstakademie und setzte sich intensiv mit dem Expressionismus auseinander, einem entscheidenden Einfluss für die Arbeit der folgenden Jahrzehnte. In den 1950er Jahren entwickelte sich Walter Habdank zu einem wichtigen Vertreter der jungen Münchner Kunstszene, sah sich wegen seiner kompromisslosen Gegenständlichkeit aber auch mit harscher Kritik konfrontiert. Nach finanziell schwierigen Jahren gelang ihm in den 1970ern mit seinen Holzschnitten zu biblischen Themen der Durchbruch. In der Folge übernahm Walter Habdank zahlreiche Auftragsarbeiten und gestaltete neben seiner freien Kunst auch Brunnen und Plätze, Wand- und Altarbilder, Kirchenfenster und Mosaike.