01.12.1999 - 31.01.2000
BRONZE- UND HOLZSKULPTUREN

Johann Schickinger

Dezember 1999 – Januar 2000 (Doppelseite / Vernissage)

JOHANN SCHICKINGER (* 1954) // Es gibt nicht viele Künstler, die riskieren, missachtet zu werden, und mit ihren Werken auf die Unterdrückung anderer Menschen aufmerksam machen. Johann Schickinger aus Höchstadt an der Donau ist so ein Künstler. Der Bildhauer und Grafiker bezieht mit seinen Arbeiten Stellung: gegen die Zerstörung, gegen Unmenschlichkeit und Ausgrenzung. Seinen kommerziellen Erfolg stellt Johann Schickinger hinten an. Er schafft keine Kunst, die leicht konsumierbar wäre. Dabei will er weder als moralisierender Weltverbesserer auftreten noch bemüht unbequem sein. Aber die Kunst könne und dürfe „sich nicht davor drücken, die gegebenen Umstände widerzuspiegeln“, sagt Johann Schickinger. „Sie kann nicht umhin zu zeigen, dass die Zerstörung nicht vor uns steht, sondern bereits in vollem Gange ist.“

So setzte die Schickinger-Vernissage der FabrikGalerie im Dezember 1999 ein Zeichen für den Übergang ins neue Jahrtausend: ein Bekenntnis zum Nichtwegsehen, eine Aufforderung, genau hinzuschauen. Um den Blick auf die Kunst Johann Schickingers möglichst umfassend zu machen, fand die Ausstellung erstmals als Gemeinschaftsprojekt mit der Galerie „das auge“ in Lauda-Königshofen statt. In der Galerie des Kunstkreises waren die kleinformatigen Grafiken und Skulpturen ausgestellt, die FabrikGalerie zeigte die großen Bildformate und Skulpturen. Die sperrigen Bronze- und Holzskulpturen stellten sich dem Vernissage-Publikum im Treppenhaus der FabrikGalerie geradezu in den Weg und forderten die Auseinandersetzung mit den Objekten. Geschundene Figuren und schmerzerstarrte Torsi zeigen die Skulpturen mit Titeln wie „Folter“ oder „Exekution“. Die Modelle für seine Bronzen fertigt Johann Schickinger aus Stein, mit Stockhammer und Spitzeisen. Nach dem Guss bleiben die Figuren unpoliert, ruppig und grob, gezeichnet von Gussspuren und Schamottresten. Er arbeite eben „ohne Oberflächenkosmetik“, sagt der Künstler.

Als Bildhauer ausgebildet wurde Johann Schickinger in den 1970er und 1980er Jahren an den Kunstakademien in Nürnberg und Stuttgart, wo sein berühmter Lehrer Alfred Hrdlicka prägenden Einfluss auf ihn hatte. Von einem Staatsexamen als Kunsterzieher machte Johann Schickinger kaum Gebrauch. Nach einer kurzen Zeit im Schuldienst arbeitet er seit 1986 als freischaffender Künstler. Für sein Werk hat Johann Schickinger bedeutende Auszeichnungen erhalten, unter anderem den Kunstpreis der Diözese Augsburg und den Preis der Stadt Hamburg.