01.12.2000 - 31.01.2001
ALLES IST IM FLUSSE - METALLBILDNEREI

Gertrude Reum

November 2000 – Februar 2001 (Doppelseite / Vernissage)

GERTRUDE REUM (* 1926, † 2015) // Die Künstlerinnenkarriere von Gertrude Reum war lang, erfolgreich und vielgestaltig im Ausdruck. Als die Bildhauerin und Malerin im Dezember 2000 mit 74 Jahren in der FabrikGalerie ausstellte, begann mit der Vernissage eine Schau auf die gesamte Bandbreite ihres Werks. Frühe Zeichnungen und aquarellierte Papierarbeiten waren zu sehen; Blumenstillleben und Landschaftsbilder des Odenwalds, wo die gebürtige Saarländerin seit den 1950er Jahren lebte. Mit Säure und Schleifgerät bearbeitete Messing- und Aluplatten führten vor Augen, wie in den 1960ern das Metall im Schaffen der Künstlerin Einzug hielt. Dreidimensionale, seltsam aufgebrochene Zellstoffgebilde aus den 1980ern dokumentierten Gertrude Reums Vorliebe für herausfordernde Materialien. Und, schließlich, die Röhrenplastiken aus der letzten Schaffensperiode: Mehrere dieser Skulpturen aus schimmernden und sich windenden Chromnickelstahl-Rohren standen vor dem und im Galeriegebäude. Sanft reflektierten die Oberflächen das Spiel von Licht und Schatten, das die Plastiken stets verändert erscheinen lässt und auch den Betrachter in Bewegung bringt. Denn je nach Standpunkt formieren sich die Rohre zu immer neuen Bildern.

In vielen Metallarbeiten von Gertrude Reum finden sich schlangenähnliche und wellenartige Formen. Wie sich kreuzende Lichtspuren ziehen sie sich durch die Objekte. Ihr fließender, an Naturformen erinnernder Verlauf erzeugt Kontraste zur kühlen Ästhetik des Materials. Derartige Gegensätze hatten eine besondere Faszination für Gertrude Reum. Licht und Bewegung, die Suche nach dem Ursprung und das Streben in die Unendlichkeit, das sind immer wiederkehrende und variierte Inhalte ihres Werks.

Ihre künstlerische Ausbildung erhielt Gertrude Reum in den 1940er Jahren, zunächst in ihrer Geburtsstadt Saarbrücken bei dem Maler und Kunstpädagogen Jakob Schug. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte sie an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main. Dort lernte sie auch ihren späteren Mann kennen, den Unternehmer Carl Reum. 1954 übersiedelte Gertrude Reum nach Buchen im Odenwald. Im Metall- und Kunststoffunternehmen ihres Mannes fand sie reichlich Ausschussmaterial vor, das sie für ihre künstlerischen Experimente verwendete. Das Werk von Gertrude Reum ist vielfach ausgezeichnet worden. 2013, zwei Jahre vor ihrem Tod, würdigte die Düsseldorfer Galerie Franz Swetec die Künstlerin mit einer One-Artist-Show bei der Kunstmesse art Karlsruhe.