Anja Flügel
OKTOBER – NOVEMBER 2024
ANJA FLÜGEL // Abgründe und Lichtblicke
Nach 30 Jahren Kunstschaffen stellt Anja Flügel das aktuelle Zeitgeschehen, alte Glaubenssätze und klassische Lebensentwürfe in Frage. In diesem Zusammenhang zeigt sie in der LAUDA FabrikGalerie erstmals ihre neuen Werke: düster, schrill, bedenklich.
Von Anfang an war ihr Hauptthema und künstlerisches Ausdrucksmittel der Akt. Inspiriert wird sie u.a. von Werkzeugen wie Hammer, Axt und Sense und von Gegenständen mit Signalfarben. Anja Flügel kombiniert die bildliche Darstellung des Menschen mit ungewöhnlichen Requisiten und nutzt deren starke Symbolik. Sie erzählen von Gefahren und Gemütszuständen, die uns bekannt, doch schwer zu beschreiben sind. Ihre Werke sind modern, weil sie die dargestellten, vorrangig weiblichen Personen, in der Gegenwart zeigen. Aus ihnen spricht der Zeitgeist. Sie strahlen Stärke aus umgeben von Bedrohung. Sie verlangen Toleranz und bestechen durch Ehrlichkeit.
Anja Flügels »Lichtblicke« sind nicht klein am Ende des Tunnels. Es sind Geistes-Blitze, die den »Abgründen« den Schrecken nehmen. Auf ihre eigene lyrische Art verleiht Anja Flügel dem nicht Greifbaren eine Form und löst Assoziationsketten aus.
Es geht der Künstlerin allerdings nicht nur darum, Emotionen sichtbar zu machen. Vielmehr drängt es sie, einen gesellschaftlichen Bezug herzustellen. Dabei reflektiert sie scharf und hält die Motive klar und elementar. Man kann beispielsweise Feminismus sehr ernst betrachten, ihn auf die Spitze treiben. Und das will Anja Flügel auch. Doch bei aller Ernsthaftigkeit lässt sie Humor aufblitzen. Eines ihrer Stilmittel hierfür ist die krasse neue Farbigkeit. Signalfarben haben auch in der Tierwelt einen wirksamen Aspekt: Extrem bunte Schmetterlinge oder Amphibien haben sich nicht aus Freude an Ästhetik so entwickelt. Es geht ums Überleben. Eine Warnung an Feinde, dass sie auch giftig sein können.
Bereits mit 15 Jahren begann Anja Flügel (geb. 1979) mit ihrem Kunstschaffen unter der Leitung des Kunstdozenten Prof. Johannes Zepnick (TU Dresden). Bei ihm im Osterzgebirgischen Kunstverein eignete sie sich noch während und nach ihrer Ausbildung zur Mediengestalterin die Techniken der Öl-, Acryl- und Aquarellmalerei an. Es entstanden zahlreiche Gemälde, Radierungen und Holzschnitte. Doch vor allem das wöchentliche Aktzeichnen nach Modell prägte sie nachhaltig. Der menschliche Akt wurde so zum zentralen Thema und Gestaltungsmittel in ihren Arbeiten.