Atsuko & Kunihiko Kato
Dezember 1998 – Januar 1999 (Vernissage) und Januar – Februar 2017 (Doppelseite)
ATSUKO KATO (* 1950) / KUNIHIKO KATO (* 1945) // Die vierte Vernissage der FabrikGalerie im Dezember 1998 machte das Publikum mit der Kunst und Gedankenwelt des Ehepaars Kato bekannt. Das Schaffen von Atsuko und Kunihiko Kato vollzieht den Brückenschlag zwischen Asien und Europa, zwischen Wirklichkeit und Vision, zwischen Mensch und Natur. Die Natur ist der Quell ihrer Inspiration, ein „Medium zur inneren Welt des Wesens“, so Atsuko Kato, die mit großer Hingabe Pflanzen züchtet, überwiegend Ginkgos, und diese als vielfach variiertes Motiv in ihre Bilder integriert. Mit handwerklicher Perfektion setzt sie den Ginkgo auf Zeichnungen, Ölbildern und Lithografien ins Bild. In ihrem Werk steht die Schönheit der Natur im Gegensatz zum manipulativen Eingriff durch den Menschen. Aber dieser Gegensatz erscheint nicht restlos unversöhnlich. Als markantes Symbol für die Überwindung von Gegensätzen, seien sie real oder künstlerisch imaginiert, verwendet Atsuko Kato den Ginkgo und insbesondere das gespaltene Ginkgoblatt. Eine Pflanze, die so schön und zugleich so widerstandsfähig ist, dass die Ginkgobäume in Hiroshima und Nagasaki sogar die Zerstörungskraft der Atombomben überlebt haben, sei ein Hoffnungsträger für die Wiedervereinigung von Natur und Mensch, so Atsuko Kato.
Der Ginkgo stellt auch zur westlichen Geistesgeschichte Verbindungslinien her, genannt sei nur die Ginkgo-Faszination Johann Wolfgang von Goethes. Die Verbindung der Katos zu Europa und besonders zu Deutschland begann während ihres Studiums in Japan. Ein Kunstprofessor der Akademie hatte in Deutschland studiert und war ein Verehrer Albrecht Dürers. Auf seine Anregung hin setzten die Katos ab 1976 ihr Kunststudium in der Dürerstadt Nürnberg fort. Ab 1983 wohnten die Katos in Fürth, wo Kunihiko Kato als freischaffender Künstler an seinen Holz- und Steinskulpturen arbeitete. Wie auch bei Atsuko Kato ist Natur das allumfassende Thema des Bildhauers. „Biozentrisch“ sei seine Kunst, so Kunihiko Kato. Ausgehend vom unerschöpflichen Reservoir der Flora und Fauna, vor allem der Meerestiere oder auch der Pflanzenkeimlinge, löst er die Formen aus ihrer natürlichen Umgebung und verleiht ihnen durch Abstraktion und Stilisierung eine andere, geheimnisvolle Existenz. „Lebewesen“ nennt er folgerichtig seine Werke, und jedes einzelne dieser Wesen bringt Ehrfurcht vor dem Leben in all seinen Ausprägungen zum Ausdruck.
Die Ausstellung im Dezember 1998 war der Beginn einer wohlwollenden Bekanntschaft zwischen dem Künstlerehepaar Kato und der Unternehmerfamilie Wobser. Die gemeinsame Liebe zu Kunst und Literatur des europäischen und des asiatischen Kulturkreises stiftete Anknüpfungspunkte, die mit gegenseitiger Sympathie vertieft wurden. Ausdruck dieser Verbindung war eine erneute Werkschau der Katos in der FabrikGalerie im Januar 2017. „In Dankbarkeit“ war der Titel dieser letzten Ausstellung in Deutschland, bevor Atsuko und Kunihiko Kato nach 41 Jahren aus ihrer zweiten Heimat in ihre erste Heimat Japan zurückkehrten. Diese Dankbarkeit beruht auf Gegenseitigkeit.