
Vase IV © Sabine Dehnel
Sabine Dehnel
AUGUST – SEPTEMBER 2025
SABINE DEHNEL // Wie gemalt
Unter dem Titel ›Wie gemalt‹ präsentiert Sabine Dehnel einen repräsentativen Querschnitt ihres vielschichtigen Œuvres in der LAUDA FabrikGalerie. Im Zentrum der Ausstellung stehen Werke aus den beiden bedeutenden Serien ›Vasen‹ und ›Stars‹, die exemplarisch für Dehnels konzeptuelle Arbeitsweise stehen und ihre künstlerische Entwicklung der letzten Jahre dokumentieren.
Die Serie ›Vasen‹ zeigt weibliche Figuren in Rückenansicht, deren Haut mit floralen Mustern im Stil von Vintage-Badeanzügen der 1970er Jahre bemalt ist. Dehnel nutzt dabei pastos aufgetragene Theaterschminke, um die ornamentalen Strukturen direkt auf die Körper ihrer Modelle zu übertragen. Diese Technik verwandelt die Protagonistinnen in lebende Gemälde und schafft eine faszinierende Ambivalenz zwischen Realität und künstlerischer Inszenierung. Die Künstlerin erklärt ihre Metaphorik: »Eine Vase ist ein Dekorationsobjekt, ein Gefäß zum Befüllen.« Wie bei antiken Vasen werden die Körper zu Trägern von Ornamenten, die als Erinnerungsspeicher fungieren und kulturelle Codes transportieren.
Die Serie ›Stars‹ führt diese Reflexion über Identität und menschliches Bewusstsein weiter. Personen unterschiedlichen Alters und verschiedener Ethnien sind mit Theaterschminke bemalt und halten vor der Körpermitte jeweils einen Fotoabzug ihrer eigenen Augen. Dehnel bezieht sich dabei auf neurowissenschaftliche Erkenntnisse über das sogenannte Bauchhirn – das Nervengeflecht unter der Dünndarmschleimhaut, wo sich ähnliche Reaktionen wie beim Denken, Fühlen und Erinnern im Gehirn abspielen. Die abstrakten, aquarellartig anmutenden Aufnahmen entstehen durch mehrmaliges Abfotografieren der Augendetails und führen den Betrachter in einen meditativen Dialog zwischen Nähe und Distanz, zwischen Erkennen und Abstraktion.
Charakteristisch für Dehnels Arbeitsweise ist der zyklische Prozess zwischen fotografischen Vorlagen, malerischer Umsetzung und erneuter fotografischer Inszenierung. Ausgehend von gefundenen Fotografien – oft Urlaubsschnappschüsse aus ihrer Kindheit in den 1970er Jahren – entstehen zunächst Gemälde, die anschließend in aufwendigen Inszenierungen wieder in die Fotografie zurückgeführt werden. Dieser Prozess des kontinuierlichen Überschreibens und Neubesetzens spiegelt die Art wider, wie Erinnerungen in unserem Bewusstsein funktionieren: niemals authentisch, stets im Wandel begriffen.
Die Künstlerin entwickelt dabei eine eigenständige Bildsprache, die kunsthistorische Reflexion mit zeitgenössischen Fragestellungen zu Identität, Erinnerung und medialer Konstruktion von Wirklichkeit verbindet. Ihre Arbeiten hinterfragen die Mechanismen visueller Wahrnehmung und Erinnerungsbildung, indem sie die Grenzen zwischen den Medien bewusst verwischen. Dehnels konzeptuelle Herangehensweise positioniert sie in der Tradition konzeptueller Fotografie, während ihre malerische Praxis gleichzeitig zeitgenössische Diskurse über Körper, Geschlecht und kulturelle Identität aufgreift.